Alles nur Heuchelei?
Politisch korrekt ist heute angesagt. Nur kein falsches Wort verlautbaren, denn jemand könnte diskriminiert oder beleidigt werden. Schließlich handelt es sich bei unserer Gesellschaft um eine fortschrittliche Gesellschaft. Um eine aufgeklärte Gesellschaft. Um eine Gesellschaft, in der alle gleich sind. Oder etwa nicht?
Was in den Medien und in der öffentlichen Meinung als angemessen angesehen wird, heißt schon lange nicht mehr Toleranz. Denn das Wort „Toleranz“ war einst mit „Duldung“ gleichgesetzt. „Ich lasse dich gewähren, auch wenn du mir gegen den Strich gehst.“ Das zugrundeliegende Verb „tolerieren“ wurde im 16. Jahrhundert aus dem lateinischen „tolerare“ („erdulden“, „ertragen“) entlehnt. Heute ist Toleranz nicht mehr der richtige Begriff. Wer will schon „toleriert“ werden? Alle wollen akzeptiert sein, von ihren Mitmenschen hoch angesehen und respektiert werden. Als guter und wichtiger Teil der Gesellschaft verstanden werden. Nicht nur „toleriert“.
Selbstverständlich ist das Streben der Gesellschaft nach Toleranz sehr lobenswert. Die Realität sieht allerdings leider oft anders aus. Ist die heute viel gepredigte Toleranz also nur Heuchelei?